Integration von deutschen und ausländischen Problemgruppen im Ortsteil Lenglern

Kontakt:Herr Thomas Brandes
Adresse:Rathausplatz 1, 37120 Bovenden
Telefon:0551/8201-104
E-Mail:brandes@bovenden.de
Internet:www.bovenden.de

Beschreibung:
Jugendgruppen benachteiligter und sozialschwacher Familien deutscher Herkunft und von Aussiedlerfamilien sollen durch ein Modellprojekt ihre Konflikte entschärfen, um das Zusammenleben aller – unter Berücksichtigung der gewachsenen Strukturen im Dorf – zu verbessern. Unterschiedliche Integrationsangebote werden verknüpft. Insbesondere sollen Räume zur Freizeitgestaltung unter Einbeziehung vorhandener ausbaufähiger Infrastruktur, wie z. B. ein intergenerativer Internettreff geschaffen und dort Angebote, wie z. B. Hausaufgabenhilfen und Beratungsstellen eingerichtet werden. Weiterhin sollen Sprach- und Integrationskurse für Aussiedler durch die Kreisvolkshochschule (KVHS) durchgeführt werden.
Flankierend ist ggf. eine Maßnahme zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung durch die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) geplant.

Das 1. Teilprojekt begann mit der Installation des Internet-Treffs (gleichzeitig auch Begegnungsraum) im Dorfgemeinschaftshaus (DGH) Lenglern. Der Raum wurde von Jugendlichen in Eigenarbeit renoviert. Die PC-Installation erfolgte durch fachlich geeignete Lenglerner Bürger. Die offizielle Eröffnung fand am 24.09.2002 statt. Gleichzeitig begann die Kreisvolkshochschule (KVHS) in einem anderen Raum des DGH mit den speziell für Aussiedlerinnen und Aussiedler einmal wöchentlich angebotenen Integrationskurs. Das Angebot wurde im Februar 2003 mit der Hausaufgabenhilfe erweitert. Dadurch, dass zeitgleich der Internet-Treff geöffnet ist, fand unter pädagogischer Begleitung eine erste Kontaktaufnahme der unterschiedlichen Jugendgruppen statt. Durch freizeit- und erlebnispädagogische Angebote, die für alle offen waren, wurde ein weiterer, wichtiger Baustein zum gegenseitigen Kennenlernen, auch der pädagogischen Fachkräfte, gelegt. Dazu dient auch das wöchentliche freie \“Sporting\“ Angebot. Durch die zwanglosen sportlichen Aktivitäten wurde das gemeinsame Miteinander gefördert und versucht, Begegnungsängste abzubauen. Es ist weiterhin beabsichtigt, junge Menschen für den Sport zu begeistern, damit diese sich ggf. dem Sportverein anschließen und dort eine Integration erfolgt. Präventiven Charakter hat die Arbeit mit den 4. Klassen der Grundschule. Am Ende des Schuljahres verlassen die Schülerinnen und Schüler die Grundschule und wechseln an unterschiedliche weiterführende Schulen. Durch Angebote, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl zum Ziel haben, soll das Gemeinschaftsgefühl und die Bindung an den Ort Lenglern gestärkt werden. Zusammenfassend diente das 1.Teilprojekt letztendlich der Kontaktaufnahme und der Installation erster Angebote vor Ort.

Im 2. Teil wurde das gebildete Netzwerk etabliert, Maßnahmen weitergeführt und ausgebaut. Es wurde damit begonnen, die einzelnen Nutzergruppen des Internetcafés zusammenzuführen. Z. B. ist das sehr erfolgreiche und mit großer Beteiligung durchgeführte \“Radio\“-Projekt zu nennen. Lenglerner Kinder und Jugendliche haben gemeinsam mit dem Stadt Radio Göttingen eine einstündige Radiosendung mit dem Thema \“Wir Kinder aus Lenglern\“ organisiert und zusammengestellt. Dieses Projekt hat erheblich zum Zusammenhalt der verschiedenen Akteure und zur Identifikation mit dem Ort beigetragen.

Als Schritt zu einer Etablierung ist auch zu werten, dass Akteure des Projektes \“Sporting\“ in den Koordinierungsausschuss der Lenglerner Vereine aufgenommen wurden.

Im letzten Teilprojekt gilt es, die erarbeiteten Strukturen weiter zu festigen. Neue bedarfsorientierte Einzelprojekte werden im Gespräch mit den Akteuren des \“Runden Tisches\“ konzipiert. Um das ursächliche Ziel, nämlich eine Etablierung des Projektes auf ehrenamtlicher Basis nach Projektende, zu erreichen, wird eine fortlaufende Evaluation durch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fa. Bildung und Projekt Netzwerk (BUPNET), Göttingen, stattfinden.

Hintergrund:
Anlass für die Einrichtung des Modellprojekts \“Integration von deutschen und ausländischen Problemgruppen im Ortsteil Lenglern\“ waren Anfragen von verschiedenen Institutionen vor Ort an die Jugendpflege nach Angeboten für \“problematische\“ Kinder und Jugendliche. Hintergrund war einerseits die Zunahme von \“verhaltensauffälligen\“ Schülerinnen und Schülern in der Grundschule, die ein aggressives Verhalten gegen andere zeigten und sich als \“Einzelkämpfer\“ nur schwer in die Klasse integrieren ließen. So wurde der ortsansässige Allgemeine Sozialdienst von auffällig vielen Viertklässlern in Anspruch genommen. Andererseits haben sich außerhalb der Schulzeiten rivalisierende Gruppen von Jugendlichen Plätze in der Öffentlichkeit gesucht, die sie für sich in Anspruch nehmen. Hinzu kam, dass auf dem Gelände des Kindergartens und der Grundschule zunehmend randaliert wurde und jüngere Kinder von Älteren bedroht wurden. Die Jugendpflege identifizierte zu Beginn des Projekts drei verschiedene projektrelevante \“Problemgruppen\“: eine Gruppe von jugendlichen Aussiedlerinnen und Aussiedlern, eine Gruppe von Jugendlichen, die durch den Allgemeinen Sozialdienst bekannt sind, und eine Gruppe sozial verhaltensauffälliger Grundschülerinnen und Grundschüler.

Der \“Runde Tisch\“, der als Reaktion auf die beschriebenen Probleme bereits im Vorfeld des Projekts ins Leben gerufen worden war, stellte insgesamt ein zunehmendes Klima der Intoleranz innerhalb des Dorfes fest. Beschwerden von Ortsansässigen über neu hinzugezogene Aussiedlerfamilien verdeutlichten, dass eine Integration der Aussiedlerinnen und Aussiedler versäumt worden war bzw. kaum stattgefunden hat.

Für die Situation in Lenglern ist kennzeichnend, dass sich die alten Dorfstrukturen der stetig gewachsenen Zuwanderungen und der damit einhergehenden Ausdifferenzierung ihrer Wohnbevölkerung nicht gleichermaßen hat anpassen können. Fehlende Kommunikationsstrukturen halten die Separierung zwischen Alt- und Neubürgerinnen und -bürgern aufrecht und verhindern eine Integration der verschiedenen kulturellen Lebensweisen. Für den durch Zuwanderung gestiegenen Anteil der Kinder und Jugendlichen gibt es – neben den herkömmlichen Institutionen wie Sportverein und Feuerwehr und einmal im Jahr eine Kirmes – kaum Angebote, die sich an die Kinder und Jugendlichen und speziell an die 10- bis 14-Jährigen richten. Für Aussiedlerkinder ist zudem die Hemmschwelle, einem Verein beizutreten, ohne Anknüpfungspunkte oft zu hoch. Vor diesem Hintergrund bildete die Arbeit mit den Viertklässlern und den \“Lückekindern\“, den 10- bis 14-Jährigen, den Schwerpunkt des Projekts.

Ziele:
Ziel des Projektes ist
– die soziale Integration der Aussiedler in die Dorfgemeinschaft,
– die Förderung und Erweiterung der vorhandenen ländlich strukturierten Dorfgemeinschaft,
– die Lebensweltorientierung für problematisch auffällige Jugendliche und Förderung der beruflichen Orientierung und Qualifikation (sowohl für Migranten als auch für Einheimische),
– die Konsolidierung der Selbstorganisation der Jugendlichen und Förderung der ehrenamtlichen Jugendarbeit.

Kooperationspartner: Landkreis Göttingen

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